Im Mittelohr befinden sich drei Gehörknöchelchen: Hammer (oder Malleus), Amboss (oder Incus) und Steigbügel (oder Stapes). Diese Namen verdanken sie ihrem Aussehen, das den entsprechenden Werkzeugen ähnelt. Es handelt sich um die kleinsten Knochen des menschlichen Körpers. Sie haben die Aufgabe, Schallwellen aufzunehmen, zu verstärken und vom Trommelfell zur Flüssigkeit im Innenohr zu leiten.
Die drei Gehörknöchelchen fungieren als Brücke zwischen dem Trommelfell und dem ovalen Fenster. Von den drei Gehörknöchelchen liegt der Hammer im Mittelohr am weitesten außen im Recessus epitympanicus und schließt direkt an das Trommelfell an. Darauf folgen der Amboss, das mittlere Gehörknöchelchen, und der Steigbügel, der wiederum die Verbindung zur Cochlea (Gehörschnecke) herstellt.
Der Malleus bzw. Hammer ist das größte Gehörknöchelchen und dient hauptsächlich dazu, die von den eintreffenden Schallwellen am Trommelfell erzeugten Schwingungen an den Amboss weiterzuleiten. Er besteht aus 5 Teilen: Kopf, Hals, Hammergriff, vorderer und seitlicher Hammerfortsatz.
Der Kopf des Malleus ist glatt, einförmig und mit dem Amboss verbunden. Kopf und Hals des Hammers schließen an den Hammergriff an, der mit dem Trommelfell verbunden ist. Die Gelenkfläche besteht aus zwei Abschnitten, einem größeren oberen und einem kleineren unteren, die in einem Winkel von circa 90° zueinander stehen. Auf der gegenüberliegenden Seite bildet der untere Rand der Gelenkfläche einen spornartigen Fortsatz, den sogenannten „Sperrzahn“ des Hammers.
Der Steigbügel ist das kleinste Gehörknöchelchen. Seine grundlegenden Funktionen sind die Herstellung einer Verbindung zwischen Mittelohr und Innenohr und die Übertragung der von der Gehörknöchelchenkette weitergeleiteten Schwingungen an das Innenohr. Der Steigbügel liegt in der Mitte des Ohrs. Er ist auf einer Seite mit dem Amboss und auf der anderen mit dem ovalen Fenster verbunden. Entdeckt wurde er 1546 von Gianfilippo Ingrassia, einem Professor der Universität Neapel.
Der Steigbügel besteht aus einem Köpfchen, zwei Schenkeln und einer Fußplatte. Das Köpfchen sitzt am Linsenfortsatz des Ambosses und die beiden Schenkel (Crus anterius und posterius) verbinden das Köpfchen mit der Fußplatte, einer ellipsenförmigen dünnen Knochenplatte am ovalen Fenster.
Was die Phylogenese der Gehörknöchelchen bei Säugetieren anbelangt, ist der Amboss aus dem Os quadratum und der Hammer aus dem Os articulare entstanden; es handelt sich dabei um die beiden Knochen des Kiemenbogens, aus denen sich bei Fischen das Kiefergelenk entwickelt. Der Steigbügel entsteht hingegen aus dem Os mandibulare, also aus dem oberen Teil des Hyoidbogens, der bei Fischen zur Oberkieferaufhängung dient.
Eine Mastoditis ist eine Entzündung der Schleimhaut des Warzenfortsatzes, dem lateralen, posterioren Teil des Schläfenbeins (Os temporale), einem Bereich mit einer ertastbaren Knochenvorwölbung hinter dem Ohrläppchen. Oft breiten sich Mittelohrentzündungen über das Antrum mastoideum auf den Warzenfortsatz aus. Der Warzenfortsatz ist der sowohl für diese Entzündung als auch bei Otitis verantwortliche Mikroorganismus. Die Symptome einer Mastoiditis treten für gewöhnlich einige Tage oder Wochen nach Ausbruch einer akuten Otitis auf.
Obwohl die wichtigsten Symptome intensive und pulsierende Ohrenschmerzen mit einem Hörsturz, Fieber und Kopfschmerzen sind, kann die Infektion auch gravierender werden, sodass es sogar zu einer Perforation des Trommelfells kommen kann. Meistens wird eine Mastoiditis durch eine intravenöse Intensivtherapie mit Antibiotika behandelt.
Die Otosklerose ist eine Ohrerkrankung, die einen zunehmenden Hörverlust zur Folge hat. Der Ursprung der Erkrankung liegt in der Ohrkapsel, die zum Schutz des Ohrlabyrinths dient; dort beginnt das Gewebe zu degenerieren. Im Laufe der Zeit entsteht dadurch eine Akkumulation von neu gebildetem Knochen. Diese betrifft schlussendlich auch das ovale Fenster, die Öffnung zwischen Mittelohr und Vorhof des Innenohrs.
Eine Otosklerose ist oft erblich und verringert die Beweglichkeit des Steigbügels, was zu einer Hörminderung führt. Für gewöhnlich tritt sie bei Erwachsenen auf, in erster Linie bei Frauen. Die Entwicklung der Otosklerose kann durch therapeutische Maßnahmen wie zum Beispiel die Gabe von Natriumchlorid verlangsamt werden. Ein Hörgerät oder eine Operation können zur Wiederherstellung der Hörfähigkeit und der Beweglichkeit zwischen Steigbügel und ovalen Fenster beitragen.