Akustisch evozierte Potenziale, die auch als ABR (Auditory Brainstem Response) bezeichnet werden, spielen eine wesentliche Rolle bei der Erkennung von retrocochleären Erkrankungen und Hördefiziten.
Akustisch evozierte Potenziale, auch ABR (Auditory Brainstem Response) genannt, sind neurologische Tests, die ermöglichen, den Zustand und die Effizienz des Hörnervs zu untersuchen, um eventuelle Hörprobleme und retrocochleäre Läsionen oder Krankheiten zu erkennen. Sie bestehen in der Messung der „elektrischen“ Reaktionen auf bestimmte akustische Reize, also der Impulse, die durch den Hörnerv in Richtung Gehirn geleitet werden. Im Unterschied zu anderen Untersuchungen des Gehörs erfordern diese Tests jedoch keine aktive Beteiligung der Testperson, da die Schallwahrnehmung aus dem Schaubild hervorgeht.
Die Untersuchung akustisch evozierter Potenziale ist sehr nützlich, um festzustellen, wo eine neurologische Schädigung zu verorten und wie stark ein Hörverlust ausgeprägt ist, wenn eine Mitarbeit der Testperson nicht möglich ist (z. B. bei Säuglingen und Kleinkindern, bei Menschen mit Behinderungen oder bei Operationen), und um objektive Ergebnisse in rechtsmedizinischen Verfahren zu liefern. Sie ist auch für die Diagnose von Erkrankungen des Hörnervs (retrocochleäre Erkrankungen) und gutartigen Tumoren, sogenannten Akustikusneurinomen bzw. Vestibularschwannomem geeignet.
Das Verfahren einer Hirnstammaudiometrie (BERA) ist sehr einfach:
Der Test der akustisch evozierten Potenziale erfordert keine besondere Vorbereitung und wird in Krankenhausambulanzen oder Diagnosezentren von Fachpersonal, in der Regel von Audiometrikern, unter der Aufsicht eines Audiologen oder HNO-Arztes durchgeführt.
Wird eine BERA im Rahmen des staatlichen Gesundheitsdienstes nach fachärztlicher Verschreibung durchgeführt, ist nur die von Region zu Region unterschiedliche Selbstbeteiligung zu entrichten.
Wenn die Untersuchung privatärztlich durchgeführt wird, liegen die Kosten je nach Einrichtung im Allgemeinen zwischen 80 und 120 Euro.
Wie bereits erwähnt, erfordert eine Hirnstammaudiometrie keine aktive Mitarbeit der Testperson. Sie kann daher auch bei Säuglingen und Kleinkindern durchgeführt werden, um festzustellen, ob Hördefizite vorhanden sind und welcher Art diese ggf. sind.
Im Allgemeinen wird eine BERA bei Säuglingen durchgeführt, die den Hörtest bei der Geburt nicht bestanden haben, oder auch bei denen, die den Hörtest zwar bestanden haben, aber erhebliche Risikofaktoren für Erkrankungen des Hörnervs aufweisen.
Da die Untersuchung erfordert, dass sich die Testperson für circa fünfzehn Minuten nicht bewegt und entspannt bleibt, werden die akustisch evozierten Potenziale bei Säuglingen und Kindern während des natürlichen Schlafs, nach Sedierung oder unter Narkose durchgeführt.
Die Ergebnisse der Untersuchung der akustisch evozierten Potenziale werden in einem Schaubild zusammengefasst, das den Verlauf von sieben Wellen zeigt, die jeweils Teilen des Hörnervs und des Gehirns entsprechen.
Die dargestellte Kurve zeigt die zwischen dem akustischen Reiz und der neurologischen Antwort verstrichene Zeit und somit die Funktionalität der verschiedenen Zonen. Da die Ergebnisse dieser Untersuchung sehr detailreich und komplex sind, müssen sie von einem Experten interpretiert werden.
Zur Vereinfachung kann man sagen, dass verzögerte oder fehlende neurologische Reaktionen die Diagnose und Lokalisierung von Erkrankungen und Funktionsstörungen ermöglichen.
Liegen die Ergebnisse außerhalb der Parameter, können oft weitere Untersuchungen wie z. B. eine MRT erforderlich sein.