Ein Akustikusneurinom, auch als Vestibularisschwannom bezeichnet, ist ein gutartiger Hirntumor, der aus den Schwannzellen entsteht und Symptome wie eine einseitige sensorineurale Schwerhörigkeit hervorruft.
Ein Akustikusneurinom ist ein gutartiger Tumor, der sich am Nervus vestibolocochlearis (am 8. Hirnnerv) entwickelt und die Schwannzellen befällt. Diese Zellen bilden Myelin, eine die Nerven umgebende Substanz; die Myelinscheide fördert die elektrischer Reizleitung. Aufgrund seiner Position wird dieser Tumor auch Vestibularisschwannom genannt.
Obwohl er gutartig ist, komprimiert er den Hörnerv und die umliegenden Strukturen und verursacht so beeinträchtigende Beschwerden. Das Akustikusneurinom führt aufgrund seiner Lage zu Einschränkungen des Hörvermögens, die abhängig von der Entwicklung der Neoplasie mehr oder weniger stark ausgeprägt sind. In einer ersten Phase treten Störungen des Gehörs wie zum Beispiel fortschreitende einseitige Schwerhörigkeit, Tinnitus, Schwindelgefühl und Gleichgewichtsstörungen auf.
Während der Tumor allmählich wächst, kann er andere Nerven und Gewebe komprimieren und dadurch Koordinations- und Bewegungsstörungen, einseitige Schwäche der Gesichtsmuskeln, Kopfschmerzen, Gesichtslähmung und Hydrozephalus, d. h. eine Blockade der Zirkulation der Zerebrospinalflüssigkeit verursachen.
Ein Akustikusneurinom kann nicht schnell und einfach diagnostiziert werden. Die Symptome treten nach und nach mit zunehmendem Wachstum des Tumors auf und dieser entwickelt sich langsam (im Durchschnitt 1-2 Millimeter pro Jahr) und ohne genaue Tumorprogression.
In der Anfangsphase können die ersten Anzeichen der Erkrankung mit denen anderer Krankheiten wie zum Beispiel Labyrinthitis oder Morbus Ménière verwechselt werden. Unerlässliche Diagnoseuntersuchungen sind die Magnetresonanztomographie (MRT) und das CT, jeweils mit Kontrastmittel. Eine Audiometrie und neurologische Tests sind ausserdem erforderlich, um die Hörminderung zu messen und die Funktionsfähigkeit der Gesichtsmuskeln zu überprüfen.
Die Ursachen des Vestibularisschwannom sind noch nicht vollständig abgeklärt. Die Experten sind sich einig, dass es eine genetische Komponente geben muss; die verantwortlichen Gene wurden jedoch noch nicht ermittelt. Nur bei einem geringen Prozentsatz der Patienten lässt sich das Akustikusneurinom auf eine Neurofibromatose Typ 2 zurückführen. Dabei handelt es sich um eine seltene Erbkrankheit infolge einer Mutation am Chromosom 22. Die Krankheit führt zur Entwicklung gutartiger Tumoren an Nerven. Häufig sind dabei Spinal- und Hirnnerven betroffen. Wenn das Neurinom des Hörnervs durch eine Neurofibromatose 2 verursacht wird, sind die akustischen Symptome bilateral, d. h. sie treten beidseitig auf.
Für die Therapie eines Akustikusneurinoms stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Bei sehr kleinen Tumoren, die keine Beschwerden verursachen, oder Neurinomen, die sich nicht ausbreiten und sehr langsam wachsen, greift man nicht sofort ein, sondern überwacht die Entwicklung der Krankheit durch regelmässige Kontrolluntersuchungen des Patienten.
Entfernt werden kann der Tumor chirurgisch oder durch Strahlentherapie. Diese beiden Optionen werden von den Fachärzten auf Grundlage verschiedener Faktoren abgewogen; eine Rolle spielen dabei zum Beispiel das Alter des Patienten und sein Allgemeinzustand, Grösse und Lage des Tumors und das Hörvermögen. Beide Verfahren können mit Risiken und Komplikationen verbunden sein, vor allem was Verletzungen der Hirnnerven in der Nähe des Hörnervs und die Aufrechterhaltung des Hörvermögens anbelangt.